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Stiftskirche Neustift

Kirche 1

Kontakt

Kontaktdaten von Stiftskirche Neustift
AdresseStiftstrasse 1
Frakt.Neustift
39040 Vahrn
Webhttps://www.kloster-neustift.it

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Die Stiftskirche wurde 1956 zur Basilika erhoben. Es ist eine Basilika Minor - im Unterschied zu den 4 römischen Basilicae Maiores -, heute ein auszeichnender Titel für berühmte Wallfahrtskirchen und hervorragende Klosterkirchen. Selten nur trifft man ein so schmuckloses Kirchenportal, aber ebenso selten öffnet sich ein Portal einem so bezaubernden Kircheninneren.
Schon gleich beim Öffnen der Türe zeigt uns die Kirche ihre Eigenheit: In fast allen Kirchen hat der Besucher beim Öffnen der Türe das ganze Innere vor sich. Hier nicht. Er sieht den festlichen Hochaltar, von der Kirche sieht er nur wenig, er kann sie nur erahnen, schrittweise gewinnen. Er geht vorwärts und achtet kaum auf das Deckenfresko über ihm: wie St. Hartmann, der Bischof von Brixen, den zwei Mitgründern, dem Burggrafen von Säben Reginbert und seiner Gemahlin Christina, den Klosterplan entfaltet. Ihr Söhnlein, der vierjährige Ulrich, tot zu ihren Füßen, sagt uns, dass die Eltern sich erst nach seinem Tode entschlossen, ihre Habe der, vom heiligen Bischof geplanten, Gründung zu widmen.
Wir gehen durch den etwas dunklen Unterchor. Erst wenn wir unter der Balustrade der Orgelempore stehen, überblicken wir die ganze Kirche. Wir glauben uns in ein Märchenreich versetzt, wo es an allen Enden glitzert und funkelt, wo tausend wunderliche Tropfsteingebilde an Wänden und Decken prangen, festliche Farbenteppiche ausgespannt sind und fröhliche Engelchen allenthalben ihr munteres Spiel treiben.
Wir verdanken diese seltene Schönheit neben dem Maler und den Stukkateuren hauptsächlich dem Architekten. Dieser letztere, Joseph Delai von Bozen, hatte die schwerste und zugleich die undankbarste Aufgabe; undankbar deswegen, weil wir über dem Schmuckwerk die nicht leichte Arbeit des Umbaues vergessen dürfen. Die Kirche war nämlich, wie man es von draußen sieht, nicht einheitlich. Der Chor (Presbyterium) war gotisch, das Langhaus romanisch. Der Chor war erhöht, ohne dass eine Krypta bestanden hatte. Dass es dem Architekten gelungen ist, diese zwei verschiedenen Teile so harmonisch zu einen, darin liegt seine Kunst, und dieser Höhenunterschied zwischen Chor und Langhaus verleiht der Kirche den eigenen Reiz, dem sich keiner verschließen kann. Es ist eine Harmonie von sieben Jahrhunderten und drei Baustilen.
Zu diesem hervorragenden Können des Architekten gesellt sich die Kunst der Wessobrunner Stukkateure. Im Kontrakt vom 15. Dezember 1736 sind genannt Anton Gigl als Hauptunternehmer, ein gewisser Brugger, Johann und Josef Gratl.
Die Fresken (1735/36) stammen von Matthäus Günther (1705-1788) aus Augsburg, der wie viele damalige Deckenmaler im Banne Tiepolos stand.

Bezüglich der Deckenfresken sei der Nichtfachmann daran erinnert, dass sie dem so genannten illusionistischen Malstil angehören. Der Maler will im Beschauer die Täuschung (Illusion) erwecken, als ob sich über der Decke neue Gebäude erhöben. Für die Untenansicht hat er die Bilder so gezeichnet, dass sich die parallelen Linien in einem Punkt außerhalb des Bildes schneiden. Der Beschauer sieht die Bilder erst richtig, wenn er diesen Blickpunkt gefunden hat. Um also z.B. die Deckenbilder der Seitenschiffe richtig zu sehen, muss er bis zur Bankreihe des Mittelschiffes zurückgehen.

Aus: Chorherrenstift Neustift, 2004

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